Für das dritte Mal in Folge durfte ich an der Filmhochschule La Fémis in Paris im Rahmen des „Ateliers Ludwigsburg-Paris“ dolmetschen. Dieses Programm richtet sich an junge Europäer, die entweder Deutsch oder Französisch sprechen und zukünftig als Filmproduzent arbeiten wollen. Im Laufe dieser zehn Tage standen hauptsächlich zwei Themen auf der Tagesordnung: die Rechtekette in der Filmproduktion und die Filmfinanzierung.

Die erste Woche widmete sich den juristischen Fragen, mit denen sich der Produzent im Berufsalltag befassen muss. Die Entstehung des Urheberrechts und dessen französischen Besonderheiten wurden am ersten Tag erläutert. Ab dem zweiten Tag und bis zum Ende der Woche ging es mit dem Thema Rechtekette richtig zur Sache. Anhand von Verträgen wurden jedes Mal die entscheidenden Klauseln hervorgehoben, welche vom Produzenten unbedingt zu vereinbaren sind.

Da ich regelmäßig im juristischen Bereich übersetze, bereitete mir das Dolmetschen der Beiträge über Rechte im Film große Freude. Zur Vorbereitung griff ich auf meine Glossare zum Thema Recht zurück, die ich nach meinen Dolmetsch- und Übersetzungsaufträgen ergänze. Außerdem ging ich die im Voraus gesandten Verträge durch und schließlich erstellte ich eine Mindmap zur Zusammenfassung der wichtigsten Elemente. Ich schätze dieses Werkzeug, da es m.E. sehr nützlich ist, um sich viele Informationen zu merken.

Die zweite Woche war finanziell veranlagt, da das Augenmerk auf die Finanzquellen in der Filmbranche lag. Die CNC-Beihilfen aber auch andere Finanzinstrumente wie das französische Steuerguthaben und das belgische Taxshelter-System wurden u.a. angeschnitten. Obgleich diese Woche spannend war, war sie auch sehr technisch. Das Dolmetschen im Wirtschafts- und Finanzbereich erfordert nämlich ein hohes Maß an Konzentration, da viele Zahlen in die Luft geworfen werden und sie punktgenau zu dolmetschen sind. Die Erfahrung scheint aber ihre Früchte getragen zu haben, da ich während dieses Auftrags die Zahlen ohne große Schwierigkeiten übertragen konnte. Ich durfte aber auch auf die unermüdliche Hilfe meiner Kollegin zählen, die mit mir in der Kabine saß und akribisch jede Zahl mitnotierte. Es ist erneut der Beweis, dass eine gute Verdolmetschung auch auf einer guten Zusammenarbeit in der Kabine beruht.
Zusammenfassung

Es ist schon das dritte Mal, dass ich in Paris im Rahmen dieses Programms dolmetsche und ich werde es nie müde. Ich durfte für Redner dolmetschen, die als Experten gelten, und somit konnte ich meine Kenntnisse in den Fachgebieten Finanzen und Recht, v.a. Urheber- und Medienrecht vertiefen.

Selbstverständlich geht das Dolmetschen in Paris mit anderen schönen Vorteilen einher. Es gab mir die Gelegenheit, ein bisschen Kultur zu erleben und einige Museen zu besichtigen. Dieses Jahr habe ich mich zum Beispiel auf die Entdeckung des Picasso-Museums gemacht.