Bei vielen Angelegenheiten des Lebens ist ein Termin beim Notar nicht wegzudenken, insbesondere für Beurkundungen. Das Beurkundungsgesetz, § 16, Abs. 3, sieht aber die Inanspruchnahme eines Dolmetschers vor, falls eine der Parteien der deutschen Sprache nicht hinreichend mächtig ist. Eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Notar und dem Dolmetscher schafft die Grundlage für eine erfolgreiche Dolmetschleistung. Aber was ist eigentlich die Aufgabe des Dolmetschers und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Notar?

Was bedeutet es beim Notar zu dolmetschen?

In der Regel liest der Notar das Dokument laut und deutlich vor. Dabei legt er regelmäßig Pausen ein, damit der Dolmetscher seine Übersetzung vorlesen kann, die er vorab angefertigt hat.

Der Notar setzt dieses Vorgehen bis zum Ende des Textes fort. Danach ist es an der Zeit für die Mandanten Fragen zu stellen. Der Dolmetscher dolmetscht dabei konsekutiv: er schreibt Notizen, die ihm später helfen, das Gesagte in die jeweilige Sprache zu übertragen. Nach der Frage- und Antwortrunde unterzeichnen die Mandanten sowie der Dolmetscher die Niederschrift.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen dem Notar und dem Dolmetscher?

Die berufliche Beziehung zwischen dem Dolmetscher und dem Notar beginnt längst vor dem Termin. Ich nehme persönlich relativ schnell Kontakt mit der Notarkanzlei auf, um frühestmöglich die Endfassung des zu beurkundenden Dokuments zu erhalten. Urkunden enthalten eine Hülle und Fülle an juristischen Begriffen, die es zu übersetzen, aber vor allem zu verstehen gilt. Das juristische Übersetzen kann als Vergleich zweier Rechtssysteme betrachtet werden. Um die passende Übersetzung zu finden, müssen die Begriffe und deren Zusammenhang verstanden werden. Diese Recherche-Arbeit ist nicht zu vernachlässigen, sie kann je nach Thema und Erfahrung des Dolmetschers mehr oder weniger Zeit in Anspruch nehmen.

Am Tag des Termins versuche ich vor dem Beginn ein paar Worte mit dem Notar auszutauschen, um die Arbeitsweise festzulegen. Manche Notare lesen nämlich lieber längere Abschnitte, während andere nach jedem Absatz eine Pause einzulegen pflegen. Über die für den Anlass passendste Arbeitsweise werden sich der Notar und der Dolmetscher einigen.

Beim Vorlesen kann der Notar ab und an weitere Erläuterungen hinzufügen. In diesem Fall greife ich zu meinem Notizblock, um seine Erklärungen zu notieren und sie später den Mandanten zu vermitteln. Ich bin immer sehr begeistert, wenn die Notare diese Initiative ergreifen, denn die Informationen werden für den Mandanten klarer und ich lerne dabei immer etwas Neues.

Zusammenfassung

Anlässlich des Notartermins darf der Dolmetscher für ein paar Stunden in die Rolle des Notars schlüpfen. Dem Anlass entsprechend wird er einen feierlichen Ton annehmen und sich der Rechtssprache bedienen.

Eine akribische Recherche-Arbeit ist das A und O für eine gelungene Leistung. Dafür soll das zu verdolmetschende Dokument frühestmöglich und in seiner Endfassung zur Verfügung gestellt werden. Außerdem werden sich der Notar und der Dolmetscher über die Vorgehensweise absprechen, damit die Verdolmetschung für den Mandanten so angenehm wie möglich ist.